Warum nachhaltige Unterkünfte die Zukunft des Tourismus in Österreich sichern
45 % der Österreicher:innen sehen Tourismus positiv – aber nur, wenn er verträglich bleibt. Die Tourismusakzeptanz-Studie 2024 von Statistik Austria zeigt deutlich: Wo Tourismus die Lebensqualität belastet, kippt die Stimmung. Verkehrschaos, überfüllte Orte, explodierende Preise – das sind die Hauptgründe für Ablehnung. Die Lösung liegt nicht in weniger Tourismus, sondern in besserem Tourismus. Und der beginnt bei der Unterkunft.
Dieser Artikel ist Teil 4 unserer Serie „Tourismus, der bleibt“:
- Teil 1: Wie nachhaltiger Tourismus die Akzeptanz in Österreichs Regionen stärkt
- Teil 2: Salzburg, Tirol, Wien: Wo Overtourism zur Herausforderung wird – und wie du bewusst reist
- Teil 3: Warum nachhaltige Unterkünfte die Zukunft des Tourismus in Österreich sichern
- Teil 4: Dein Guide für bewusstes Reisen in Österreich
Das Problem: Wenn Quantität Qualität zerstört
Die Zahlen aus der Studie sind eindeutig: In Salzburg empfinden 15 % der Bevölkerung das Gästeaufkommen als zu hoch, in Tirol und Wien jeweils 11 %. Die Hauptgründe für negative Wahrnehmung sind:
- Erhöhtes Verkehrsaufkommen (verstopfte Straßen, Parkplatznot, Lärm)
- Zu viele Gäste auf einmal (Massentourismus in Hotspots)
- Steigende Preise (Wohnen, Lebensmittel, Dienstleistungen werden für Einheimische unleistbar)
Das Paradoxe: Tourismus ist wirtschaftlich wichtig – 73 % der Österreicher:innen sehen ihn als bedeutend für das Land. Aber nur 40 % empfinden ihn als wichtig für den eigenen Wohnort. Die Diskrepanz zeigt: Die negativen Effekte werden lokal gespürt, während die positiven oft woanders abfließen.
Quelle: Statistik Austria (2025): Tourismusakzeptanz 2024. Pressemitteilung 13 640-133/25, Wien.
Die Lösung: Nachhaltige Unterkünfte als Gamechanger
Nachhaltige Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen sind keine Nische mehr – sie sind die Antwort auf die drängendsten Probleme des Tourismus. Und das nicht aus ideologischen, sondern aus handfesten wirtschaftlichen und sozialen Gründen.
1. Verkehrsentlastung durch smarte Standortwahl und Mobilität
Das Problem: Erhöhtes Verkehrsaufkommen ist der Hauptgrund für negative Tourismuswahrnehmung. In Tirol und Salzburg sind die Straßen in der Hochsaison überlastet, Parkplätze Mangelware, die Luftqualität leidet.
Die Lösung: Nachhaltige Unterkünfte setzen auf:
- Öffi-Anbindung: Direkte Zug- oder Busverbindungen, Gästekarten für kostenlosen Nahverkehr
- E-Mobilität vor Ort: E-Bikes, E-Autos, E-Shuttles zum Verleih
- Anreizprogramme: Rabatte für Gäste, die mit der Bahn anreisen
- Dezentrale Lage: Statt Hotspot-Konzentration bewusste Verteilung in weniger frequentierte Regionen
Beispiel: Eine Pension in der Wachau mit Bahnhofsanbindung und E-Bike-Verleih reduziert den Autoverkehr drastisch. Gäste erleben die Region entspannt, Einheimische profitieren von weniger Verkehr.
Effekt auf Tourismusakzeptanz: Weniger Verkehr = höhere Lebensqualität = mehr Akzeptanz.
2. Kapazitätsgrenzen statt Massenabfertigung
Das Problem: „Zu viele Gäste“ ist der zweithäufigste Grund für Ablehnung. In Salzburg fühlen sich 38 % der Bevölkerung von der Gästezahl belastet.
Die Lösung: Nachhaltige Unterkünfte setzen auf Qualität statt Quantität:
- Bewusste Gästezahl-Begrenzung: Kleinere Betriebe mit 10-30 Zimmern statt Mega-Hotels
- Längere Aufenthalte: Anreize für Mindestaufenthalte (3-7 Tage) statt Durchlauftourismus
- Saisonale Steuerung: Attraktive Nebensaison-Angebote zur Entzerrung
- Keine Tagestourist:innen-Fokussierung: Konzentration auf Übernachtungsgäste, die der Region mehr bringen
Beispiel: Ein nachhaltiges Boutique-Hotel in der Südsteiermark mit 15 Zimmern und Mindestaufenthalt von 3 Nächten generiert mehr regionale Wertschöpfung als ein 100-Zimmer-Hotel mit 1-Nacht-Gästen – bei einem Bruchteil der Belastung.
Effekt auf Tourismusakzeptanz: Weniger Masse = mehr Raum für Einheimische = höhere Akzeptanz.
3. Regionale Wertschöpfung statt Gewinnabfluss
Das Problem: Nur 5 % der Österreicher:innen sehen Tourismus als sehr wichtig für die eigene finanzielle Situation. Das zeigt: Die Wertschöpfung kommt oft nicht bei den Menschen vor Ort an.
Die Lösung: Nachhaltige Unterkünfte verankern Wertschöpfung lokal:
- Lokale Lieferanten: Lebensmittel von regionalen Bauernhöfen, Bäckereien, Metzgereien
- Faire Löhne: Ganzjährige Anstellung statt Saisonarbeit, überdurchschnittliche Bezahlung
- Kooperationen mit lokalen Anbietern: Wanderführer, Winzer, Handwerker, Kulturschaffende
- Transparente Preisgestaltung: Gäste wissen, dass ihr Geld in der Region bleibt
Beispiel: Ein nachhaltiges Hotel im Burgenland bezieht 80 % der Lebensmittel aus einem Umkreis von 30 km. Das stärkt 15 lokale Betriebe, schafft Arbeitsplätze und macht Tourismus für die Bevölkerung spürbar positiv.
Effekt auf Tourismusakzeptanz: Lokaler Nutzen = höhere Identifikation = mehr Akzeptanz.
4. Kulturelle und soziale Integration statt Parallelwelten
Das Problem: In manchen Tourismusorten entsteht eine Parallelwelt – internationale Ketten, Souvenir-Shops, Fast-Food. Einheimische fühlen sich fremd im eigenen Ort.
Die Lösung: Nachhaltige Unterkünfte fördern echte Begegnungen:
- Authentische Erlebnisse: Kochkurse mit regionalen Rezepten, Hofführungen, Handwerkskurse
- Kulturvermittlung: Geschichten über die Region, Traditionen, Brauchtum
- Respektvolle Kommunikation: Gäste werden sensibilisiert für lokale Gepflogenheiten
- Community-Events: Veranstaltungen, bei denen Gäste und Einheimische zusammenkommen
Beispiel: Eine nachhaltige Pension im Waldviertel organisiert monatliche „Dorfabende“ mit regionaler Musik, Kulinarik und Geschichten. Gäste erleben echtes Österreich, Einheimische profitieren von kulturellem Austausch statt Verdrängung.
Effekt auf Tourismusakzeptanz: Begegnung statt Verdrängung = kulturelle Bereicherung = höhere Akzeptanz.
Die wirtschaftliche Logik: Warum nachhaltig profitabler ist
Nachhaltige Unterkünfte sind nicht nur sozial und ökologisch sinnvoll – sie sind auch wirtschaftlich überlegen:
Höhere Auslastung durch Differenzierung
In einem übersättigten Markt stechen nachhaltige Unterkünfte heraus. Gäste suchen aktiv nach ihnen, buchen direkt (keine Provisionen), bleiben länger, kommen wieder.
Geringere Betriebskosten
Energieeffizienz, Wassersparen, regionale Lieferanten, weniger Lebensmittelverschwendung – nachhaltige Betriebe haben niedrigere laufende Kosten.
Höhere Zahlungsbereitschaft
Studien zeigen: Gäste zahlen 10-20 % mehr für nachweislich nachhaltige Unterkünfte. Qualität schlägt Quantität.
Krisensicherheit
Nachhaltige Betriebe sind resilienter: lokale Lieferketten, treue Stammgäste, geringere Abhängigkeit von Plattformen und Massentourismus-Trends.
Fördermittel und Zertifizierungen
Nachhaltige Betriebe profitieren von öffentlichen Förderungen, Zertifizierungen (EU Ecolabel, Österreichisches Umweltzeichen) und positiver Medienberichterstattung.
Die gesellschaftliche Dividende: Tourismus, der bleibt
Die Tourismusakzeptanz-Studie zeigt: 45 % der Österreicher:innen sehen Tourismus positiv. Das ist eine solide Basis – aber sie ist fragil. In Regionen mit Overtourism-Problemen sinkt die Akzeptanz rapide.
Nachhaltige Unterkünfte sind der Schlüssel, um diese Akzeptanz nicht nur zu erhalten, sondern zu steigern:
- Einheimische profitieren direkt (Arbeitsplätze, Aufträge, faire Preise)
- Lebensqualität bleibt erhalten (weniger Verkehr, keine Überfüllung)
- Regionale Identität wird gestärkt (Kultur, Tradition, Authentizität)
- Umwelt wird geschützt (Ressourcenschonung, Klimaschutz)
Das Ergebnis: Tourismus wird nicht als Belastung, sondern als Bereicherung wahrgenommen. Und das ist die Voraussetzung für langfristigen Erfolg.
Was das für dich als Reisende:r bedeutet
Jede Buchung ist eine Entscheidung. Wenn du eine nachhaltige Unterkunft wählst, unterstützt du:
✅ Lokale Wirtschaft statt internationale Konzerne✅ Faire Arbeitsbedingungen statt Ausbeutung✅ Umweltschutz statt Ressourcenverschwendung✅ Kulturerhalt statt Kommerzialisierung✅ Tourismusakzeptanz statt Overtourism-Frust
Du bekommst dafür:
🌟 Authentische Erlebnisse statt austauschbarer Massenware🌟 Persönliche Betreuung statt anonymer Abfertigung🌟 Regionale Kulinarik statt Einheitskost🌟 Echte Geschichten statt Hochglanz-Fassaden🌟 Gutes Gewissen statt schlechtes Bauchgefühl
Was das für dich als Unterkunftsbetreiber:in bedeutet
Wenn du eine Unterkunft betreibst oder planst, ist Nachhaltigkeit kein „Nice-to-have“ mehr – es ist ein Wettbewerbsvorteil:
📈 Höhere Auslastung durch wachsende Nachfrage📈 Bessere Margen durch Direktbuchungen und Premium-Positionierung📈 Geringere Kosten durch Effizienz und regionale Lieferketten📈 Mehr Sinn durch positiven Impact auf Region und Gesellschaft📈 Zukunftssicherheit durch Anpassung an Megatrends
Die Tourismusakzeptanz-Studie ist ein Weckruf: Tourismus muss sich ändern – oder er wird seine Grundlage verlieren. Nachhaltige Unterkünfte zeigen, wie es geht.
Die Zukunft hat schon begonnen
Österreich hat alle Voraussetzungen, um Vorreiter für nachhaltigen Tourismus in Europa zu werden:
- Intakte Natur als Kapital
- Starke regionale Identität als USP
- Hohe Tourismusakzeptanz als Basis (45 % positiv, nur 7 % negativ)
- Wachsendes Bewusstsein bei Gästen und Betrieben
Was fehlt, ist der konsequente Schritt: weg von Quantität, hin zu Qualität. Weg von Massentourismus, hin zu nachhaltigem Tourismus. Weg von kurzfristigem Profit, hin zu langfristigem Wert.
Nachhaltige Unterkünfte sind nicht die Zukunft – sie sind die Gegenwart. Und wer jetzt handelt, sichert sich nicht nur wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch gesellschaftliche Akzeptanz.
Für einen Tourismus, der nicht verbraucht, sondern bewahrt. Der nicht verdrängt, sondern verbindet. Der nicht belastet, sondern bereichert.
📚 Weiterlesen in unserer Serie „Tourismus, der bleibt“:
- Teil 1: Wie nachhaltiger Tourismus die Akzeptanz in Österreichs Regionen stärkt
- Teil 2: Salzburg, Tirol, Wien: Wo Overtourism zur Herausforderung wird – und wie du bewusst reist
- Teil 3: Warum nachhaltige Unterkünfte die Zukunft des Tourismus in Österreich sichern
- Teil 4: Dein Guide für bewusstes Reisen in Österreich
Quelle: Statistik Austria (2025): Tourismusakzeptanz 2024. Pressemitteilung 13 640-133/25, Wien. Verfügbar unter: www.statistik.at
Ich bin Philipp und brenne für nachhaltiges Reisen. Die Idee zu nachhaltigertourismus.at entwickelte ich während meines Masterstudiums in Green Marketing an der FH Wiener Neustadt – aus der Erkenntnis heraus, dass herkömmlicher Tourismus oft tiefe Spuren hinterlässt. Für mich bedeutet nachhaltiges Reisen: Orte bewusst erleben, lokale Kulturen respektieren und den eigenen Fußabdruck minimieren. Jede Reise erweitert meinen Horizont, lehrt mich Achtsamkeit und schenkt mir authentische Begegnungen, die mich prägen. Nachhaltiger Tourismus ist kein Verzicht – er ist eine bereichernde Erfahrung, die unser Leben und unsere Welt positiv verändert. Probier es aus und erlebe selbst, wie erfüllend bewusstes Reisen sein kann!
