Wie nachhaltiger Tourismus die Akzeptanz in Österreichs Regionen stärkt
Österreich lebt vom Tourismus – doch wie denkt die Bevölkerung wirklich über die Gäste im eigenen Wohnort? Die erste österreichweite Tourismusakzeptanz-Studie von Statistik Austria aus dem Jahr 2024 liefert überraschend klare Antworten: 45 % der Österreicher:innen nehmen die Auswirkungen des Tourismus auf ihren Wohnort als positiv wahr, nur 7 % bewerten sie negativ. Das klingt nach einer soliden Basis – doch die Studie zeigt auch deutliche regionale Unterschiede und wachsende Herausforderungen, die nachhaltiger Tourismus gezielt lösen kann.
Dieser Artikel ist Teil 2 unserer Serie „Tourismus, der bleibt“:
- Teil 1: Wie nachhaltiger Tourismus die Akzeptanz in Österreichs Regionen stärkt
- Teil 2: Salzburg, Tirol, Wien: Wo Overtourism zur Herausforderung wird – und wie du bewusst reist
- Teil 3: Warum nachhaltige Unterkünfte die Zukunft des Tourismus in Österreich sichern
- Teil 4: Dein Guide für bewusstes Reisen in Österreich
Die Studienergebnisse: Österreich steht zum Tourismus – mit Vorbehalten
Der sogenannte Tourismusakzeptanzsaldo (TAS) – die Differenz zwischen positiven und negativen Wahrnehmungen – liegt österreichweit bei beeindruckenden +38 Prozentpunkten. Das bedeutet: Die Mehrheit der Bevölkerung sieht den Tourismus grundsätzlich positiv. Besonders hoch ist die Akzeptanz in Wien (+48), Kärnten (+43), der Steiermark (+41), Salzburg (+40) und Vorarlberg (+39).
Doch die Zahlen erzählen nur die halbe Geschichte. In Tirol (+36), Oberösterreich (+32) und Niederösterreich (+30) ist die Skepsis spürbar größer. Und während fast zwei Drittel der Bevölkerung die Anzahl der Tourist:innen als „passend“ empfinden, sagen 6 % klar: „Es sind zu viele Gäste.“ In Salzburg steigt dieser Wert sogar auf 15 %, in Wien auf 11 %.
Die Studie macht deutlich: Tourismus wird geschätzt, wenn er Wirtschaft stärkt, Arbeitsplätze schafft, Orte belebt und kulturellen Austausch fördert. Er wird abgelehnt, wenn er Verkehr erhöht, Overtourism verursacht und Preise in die Höhe treibt.
Wo die Probleme sichtbar werden: Verkehr, Massen, Preissteigerungen
Die Hauptgründe für negative Wahrnehmungen sind laut Statistik Austria eindeutig:
- Erhöhtes Verkehrsaufkommen: Staus, zugeparkte Straßen, Lärm
- Zu große Zahl an Gästen: Überfüllte Orte, verloren gegangene Lebensqualität
- Preissteigerungen: Wohnraum, Lebensmittel, Dienstleistungen werden teurer
Diese Faktoren treffen besonders Regionen mit hoher touristischer Dichte. In Salzburg empfinden 23 % das Gästeaufkommen als „eher viel“ oder „zu viel“, in Tirol sind es 36 %, in Wien sogar 46 %. Die Saisonalität verschärft das Problem: In Tirol und Vorarlberg wird der Winter als besonders belastend wahrgenommen, in Salzburg sowohl Sommer als auch Winter, in Wien das ganze Jahr über.
Mehr dazu: Salzburg, Tirol, Wien: Wo Overtourism zur Herausforderung wird – und wie du bewusst reist
Wie nachhaltiger Tourismus gegensteuert
Genau hier setzt nachhaltiger Tourismus an – nicht als Verzicht, sondern als intelligente Lösung für die drängendsten Herausforderungen.
1. Verkehrsentlastung durch bewusste Mobilität
Nachhaltige Unterkünfte setzen auf öffentliche Verkehrsanbindung, E-Mobilität und Fahrradverleih. Statt Parkplatz-Chaos fördern sie autofreie Anreise mit der Bahn und bieten Gästekarten für Öffis. Das entlastet nicht nur die Straßen, sondern verbessert die Luftqualität und reduziert Lärm – genau das, was die Bevölkerung laut Studie belastet.
Beispiel: Ein nachhaltiges Hotel in Salzburg, das Bahnreisenden Rabatte bietet und E-Bikes kostenfrei zur Verfügung stellt, trägt aktiv zur Verkehrsberuhigung bei.
2. Entzerrung statt Overtourism
Während Salzburg im Sommer und Winter unter Gästeandrang leidet, zeigt die Studie: In Niederösterreich, dem Burgenland und der Steiermark empfinden nur 1-2 % der Bevölkerung das Aufkommen als „zu viel. Nachhaltiger Tourismus lenkt Reisende gezielt in weniger frequentierte Regionen und Nebensaisonen.
Beispiel: Statt Skiurlaub in Tirol im Februar könnte ein Herbsturlaub in der Steiermark die gleiche Naturverbundenheit bieten – ohne Überlastung. Die Studie zeigt: 25 % der Steirer:innen nennen den Herbst als touristische Hochzeit, während andere Regionen diese Saison kaum wahrnehmen.
3. Regionale Wertschöpfung statt Preisinflation
Die Studie belegt: 73 % der Österreicher:innen sehen die hohe Bedeutung des Tourismus für Wirtschaft und Arbeitsmarkt – aber nur, wenn die Wertschöpfung vor Ort bleibt. Nachhaltige Unterkünfte arbeiten mit lokalen Lieferanten, zahlen faire Löhne und investieren in die Gemeinde. Das verhindert, dass Tourismusgewinne abfließen und nur Preissteigerungen zurückbleiben.
Beispiel: Ein Bio-Hotel in Kärnten, das ausschließlich regionale Produkte verwendet, stärkt die lokale Landwirtschaft und schafft Arbeitsplätze – ohne die Preise für Einheimische zu treiben.
Mehr dazu: Warum nachhaltige Unterkünfte die Zukunft des Tourismus in Österreich sichern
4. Qualität statt Quantität
Nachhaltiger Tourismus setzt auf bewusste Kapazitätsgrenzen. Statt immer mehr Gäste anzulocken, fokussieren nachhaltige Betriebe auf längere Aufenthalte, tiefere Erlebnisse und echte Begegnungen. Das reduziert den Durchlaufverkehr und erhöht die Wertschätzung für Natur und Kultur.
Beispiel: Eine kleine Pension in Vorarlberg, die maximal 20 Gäste aufnimmt und mehrtägige Wanderprogramme anbietet, hinterlässt einen kleineren ökologischen Fußabdruck als ein Massenhotel mit täglichem Gästewechsel.
Die Zukunft: Tourismus, der bleibt – ohne zu belasten
Die Tourismusakzeptanz-Studie 2024 ist ein Weckruf: Österreich liebt seinen Tourismus, aber nur, wenn er verträglich bleibt. Die positiven Effekte – Wirtschaftskraft, Arbeitsplätze, kultureller Austausch – dürfen nicht durch Verkehrschaos, Overtourism und Preissteigerungen zunichte gemacht werden.
Nachhaltiger Tourismus ist keine Nische mehr, sondern die Antwort auf die drängendsten Fragen unserer Zeit. Er entlastet Regionen, stärkt Gemeinschaften und bewahrt, was Österreich so besonders macht: unberührte Natur, authentische Kultur und Lebensqualität für alle.
Dein Beitrag: Reise bewusst, buche nachhaltig
Als Reisende:r hast du die Wahl: Willst du Teil des Problems sein – oder Teil der Lösung? Nachhaltige Unterkünfte in Österreich bieten dir nicht nur ein gutes Gewissen, sondern auch authentische Erlebnisse, echte Begegnungen und die Gewissheit, dass dein Urlaub Regionen stärkt statt belastet.
Entdecke nachhaltige Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen, die mit Herz und Verstand wirtschaften. Für einen Tourismus, der bleibt – ohne zu viel zu werden.
📚 Weiterlesen in unserer Serie „Tourismus, der bleibt“:
- Teil 1: Wie nachhaltiger Tourismus die Akzeptanz in Österreichs Regionen stärkt
- Teil 2: Salzburg, Tirol, Wien: Wo Overtourism zur Herausforderung wird – und wie du bewusst reist
- Teil 3: Warum nachhaltige Unterkünfte die Zukunft des Tourismus in Österreich sichern
- Teil 4: Dein Guide für bewusstes Reisen in Österreich
Quelle: Statistik Austria (2025): Tourismusakzeptanz 2024. Pressemitteilung 13 640-133/25, Wien. Verfügbar unter: www.statistik.at
Ich bin Philipp und brenne für nachhaltiges Reisen. Die Idee zu nachhaltigertourismus.at entwickelte ich während meines Masterstudiums in Green Marketing an der FH Wiener Neustadt – aus der Erkenntnis heraus, dass herkömmlicher Tourismus oft tiefe Spuren hinterlässt. Für mich bedeutet nachhaltiges Reisen: Orte bewusst erleben, lokale Kulturen respektieren und den eigenen Fußabdruck minimieren. Jede Reise erweitert meinen Horizont, lehrt mich Achtsamkeit und schenkt mir authentische Begegnungen, die mich prägen. Nachhaltiger Tourismus ist kein Verzicht – er ist eine bereichernde Erfahrung, die unser Leben und unsere Welt positiv verändert. Probier es aus und erlebe selbst, wie erfüllend bewusstes Reisen sein kann!
