Salzburg, Tirol, Wien: Wo Overtourism zur Herausforderung wird – und wie du bewusst reist

Österreich ist ein Traumziel – doch nicht überall ist der Traum ungetrübt. Während manche Regionen von Tourist:innen regelrecht überrollt werden, bleiben andere fast unentdeckt. Die Tourismusakzeptanz-Studie 2024 von Statistik Austria zeigt erstmals mit harten Zahlen, wo Overtourism zum Problem wird und wann die Belastung am größten ist. Die gute Nachricht: Als bewusste:r Reisende:r kannst du Teil der Lösung sein – ohne auf unvergessliche Erlebnisse zu verzichten.

Dieser Artikel ist Teil 2 unserer Serie „Tourismus, der bleibt“:

Die Overtourism-Hotspots: Wo Österreich an seine Grenzen stößt

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Während österreichweit nur 6 % der Bevölkerung das Gästeaufkommen am eigenen Wohnort als „zu viel“ empfinden, sieht die Realität in manchen Bundesländern dramatisch anders aus.

Salzburg: 15 % sagen „zu viele Gäste“

Salzburg führt die Overtourism-Statistik an: 15 % der Bevölkerung empfinden die Anzahl der Tourist:innen als zu hoch, weitere 23 % als „eher viel. Das bedeutet: Fast vier von zehn Salzburgern fühlen sich von der Gästezahl belastet. Die Probleme sind ganzjährig spürbar – sowohl im Sommer (Festspiele, Altstadt-Tourismus) als auch im Winter (Skigebiete). Mehr als ein Drittel der Befragten attestiert ein ganzjährig oder im Winter zu hohes Aufkommen.

Tirol: 36 % empfinden das Aufkommen als belastend

In Tirol sagen 11 % „zu viele Gäste“ und weitere 25 % „eher viele“. Besonders der Winter wird als kritisch wahrgenommen: Die Hälfte der Tiroler:innen nennt die kalte Jahreszeit als Saison mit zu vielen oder eher vielen Tourist:innen. Ischgl, Sölden, Kitzbühel – die bekannten Skigebiete ziehen Massen an, während die Infrastruktur und die Lebensqualität der Einheimischen leiden.

Wien: 46 % sehen ganzjährige Belastung

Die Bundeshauptstadt hat ein besonderes Problem: 11 % empfinden das Gästeaufkommen als zu hoch, 35 % als „eher viel“. Das Besondere: Die Hälfte der Wiener:innen nimmt die Belastung als ganzjährig wahr. Keine Nebensaison, keine Atempause – der Tourismus ist konstant präsent. Innere Stadt, Schönbrunn, Naschmarkt: Die Hotspots sind überfüllt, während andere Bezirke kaum besucht werden.

Quelle: Statistik Austria (2025): Tourismusakzeptanz 2024. Pressemitteilung 13 640-133/25, Wien.

Die unterschätzten Regionen: Wo Österreich Luft zum Atmen hat

Der Kontrast könnte größer nicht sein. Während Salzburg, Tirol und Wien unter Overtourism leiden, bleiben andere Regionen fast unberührt:

Niederösterreich: Nur 1 % „zu viele Gäste“

Nur 1 % der niederösterreichischen Bevölkerung empfindet das Gästeaufkommen als zu hoch, weitere 4 % als „eher viel“. Die Wachau, das Waldviertel, die Thermengemeinden – hier findest du authentisches Österreich ohne Menschenmassen. Der Sommer ist die Hauptsaison, aber selbst dann bleibt es entspannt.

Burgenland: 2 % sagen „zu viel“

Das östlichste Bundesland ist ein Geheimtipp: Nur 2 % empfinden zu viele Gäste, weitere 5 % „eher viele“. Der Neusiedler See, die Weinregionen, die pannonische Kulturlandschaft – hier erlebst du nachhaltigen Tourismus in seiner reinsten Form. 15 % der Burgenländer:innen wünschen sich sogar mehr Tourist:innen.

Steiermark: 2 % „zu viel“, aber Herbst-Potenzial

Auch die Steiermark bleibt entspannt: Nur 2 % empfinden zu viele Gäste. Besonders spannend: 25 % der Steirer:innen nennen den Herbst als touristische Hochzeit – eine Saison, die in anderen Bundesländern kaum wahrgenommen wird. Die steirische Weinstraße, die Thermenregion, die Almen im Herbstkleid – hier findest du Ruhe und Genuss.

Saisonale Unterschiede: Wann du wohin reisen solltest

Die Studie zeigt deutlich: Overtourism ist nicht nur eine Frage des Ortes, sondern auch der Zeit.

Winter: Tirol und Vorarlberg unter Druck

In Tirol und Vorarlberg empfindet die Hälfte der Bevölkerung den Winter als Saison mit zu vielen oder eher vielen Tourist:innen. Die Skigebiete sind überfüllt, die Straßen verstopft, die Preise explodieren.

Alternative: Winterwandern im Waldviertel (Niederösterreich), Langlaufen in der Steiermark oder Thermenurlaub im Burgenland – ohne Ski-Massen, aber mit echter Winterromantik.

Sommer: Salzburg, Kärnten, Burgenland

In Salzburg, Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich und dem Burgenland wird der Sommer am häufigsten als belastete Saison genannt. Seen, Berge, Städte – alle wollen gleichzeitig hin.

Alternative: Reise im Frühling (April/Mai) oder Herbst (September/Oktober). Die Natur ist genauso schön, die Temperaturen angenehm, die Preise niedriger – und die Einheimischen entspannter.

Herbst: Der Geheimtipp Steiermark

Während der Herbst in den meisten Bundesländern nur von 3-20 % als touristische Hochzeit genannt wird, sind es in der Steiermark 25 %. Das zeigt: Der steirische Herbst ist bereits etabliert – aber noch lange nicht überlaufen.

Tipp: Buche eine nachhaltige Unterkunft in der Südsteiermark, genieße die Weinlese, wandere durch bunte Wälder und erlebe echte Gastfreundschaft.

Ganzjährig: Wien braucht Entzerrung

Wien ist das einzige Bundesland, in dem die Hälfte der Befragten das touristische Aufkommen als ganzjährig zu stark wahrnimmt. Das Problem: Die meisten Tourist:innen konzentrieren sich auf die Innere Stadt.

Lösung: Entdecke die Außenbezirke – Grinzing, Kahlenberg, Donauinsel, Lainzer Tiergarten. Hier erlebst du das echte Wien, ohne Selfie-Sticks und Touristenbusse.

Wie du bewusst reist: 5 konkrete Tipps gegen Overtourism

1. Wähle unterschätzte Regionen

Statt Salzburg im Sommer → Wachau im FrühlingStatt Tirol im Winter → Waldviertel im WinterStatt Wien Innere Stadt → Wien Außenbezirke + Niederösterreich

2. Reise in der Nebensaison

  • Frühling (April/Mai): Blütezeit, weniger Gäste, moderate Preise
  • Herbst (September/Oktober): Goldene Landschaften, Weinlese, perfektes Wanderwetter
  • Winter außerhalb der Schulferien: Ruhe in den Bergen, authentische Wintererlebnisse

3. Buche nachhaltige Unterkünfte

Nachhaltige Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen setzen auf:

  • Kapazitätsgrenzen (Qualität statt Quantität)
  • Regionale Wertschöpfung (lokale Lieferanten, faire Löhne)
  • Öffi-Anbindung (weniger Verkehr, mehr Entspannung)
  • Längere Aufenthalte (tiefere Erlebnisse statt Durchlaufverkehr)

Mehr dazu: Warum nachhaltige Unterkünfte die Zukunft des Tourismus in Österreich sichern

4. Nutze öffentliche Verkehrsmittel

Die Studie zeigt: Erhöhtes Verkehrsaufkommen ist einer der Hauptgründe für negative Tourismuswahrnehmung. Reise mit der Bahn an, nutze Öffi-Gästekarten, miete E-Bikes. Das entlastet nicht nur die Umwelt, sondern auch die Einheimischen.

5. Unterstütze lokale Betriebe

Iss in regionalen Gasthäusern statt internationalen Ketten, kaufe auf Bauernmärkten statt in Supermärkten, buche Erlebnisse bei lokalen Anbietern. So bleibt die Wertschöpfung vor Ort – und die Bevölkerung profitiert wirklich vom Tourismus.

Dein Urlaub kann Teil der Lösung sein

Die Tourismusakzeptanz-Studie 2024 macht deutlich: Overtourism ist real – aber nicht unvermeidbar. Als bewusste:r Reisende:r hast du die Macht, den Unterschied zu machen. Jede Entscheidung zählt: die Region, die Saison, die Unterkunft, die Anreise.

Österreich hat so viel mehr zu bieten als Salzburg im Sommer und Tirol im Winter. Entdecke die unterschätzten Regionen, reise in der Nebensaison, buche nachhaltig – und erlebe ein Österreich, das authentisch, entspannt und dankbar für deinen Besuch ist.

Für einen Tourismus, der Regionen stärkt statt belastet.


📚 Weiterlesen in unserer Serie „Tourismus, der bleibt“:


Quelle: Statistik Austria (2025): Tourismusakzeptanz 2024. Pressemitteilung 13 640-133/25, Wien. Verfügbar unter: www.statistik.at

Philipp Walz
Philipp Walz

Ich bin Philipp und brenne für nachhaltiges Reisen. Die Idee zu nachhaltigertourismus.at entwickelte ich während meines Masterstudiums in Green Marketing an der FH Wiener Neustadt – aus der Erkenntnis heraus, dass herkömmlicher Tourismus oft tiefe Spuren hinterlässt. Für mich bedeutet nachhaltiges Reisen: Orte bewusst erleben, lokale Kulturen respektieren und den eigenen Fußabdruck minimieren. Jede Reise erweitert meinen Horizont, lehrt mich Achtsamkeit und schenkt mir authentische Begegnungen, die mich prägen. Nachhaltiger Tourismus ist kein Verzicht – er ist eine bereichernde Erfahrung, die unser Leben und unsere Welt positiv verändert. Probier es aus und erlebe selbst, wie erfüllend bewusstes Reisen sein kann!

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