Woher kommt der Begriff Tourismus?
Der Begriff Tourismus ist heute allgegenwärtig – doch woher stammt er eigentlich? Und wie hat sich seine Bedeutung im Laufe der Zeit verändert? Eine Reise durch Geschichte, Sprache und gesellschaftliche Entwicklung.
Der Begriff Tourismus leitet sich von dem Begriff Fremdenverkehr ab, welcher im 19. Jahrhundert entstanden ist. Der Begriff „fremd“ wird jedoch in unserer Kultur nicht positiv behaftet. Da der Gast kein Eindringling sein soll, wurde aus dem Fremden im modernen der Tourist.
Das Wort Tourismus leitet sich aus dem griechischen Wort topvo (= tornus) ab, dass ein zirkelähnliches Werkzeug bezeichnet.
📚 Die sprachlichen Wurzeln: Vom lateinischen „tornare“ zum englischen „tour“
Die Wurzeln des Wortes „Tourismus“ reichen weit zurück. Der Ursprung liegt im lateinischen Verb „tornare“, was so viel bedeutet wie „drehen“, „wenden“ oder „im Kreis gehen“. Diese Bedeutung spiegelt sich auch im französischen „tour“ (Rundgang, Reise) und im englischen „tour“ (Rundreise, Ausflug) wider.

Der Begriff „tour“ wurde in England ab dem 17. Jahrhundert verwendet, vor allem im Zusammenhang mit der sogenannten „Grand Tour“ – einer Bildungsreise junger Adeliger durch Europa. Diese diente dazu, Sprache, Kunst, Kultur und Politik fremder Länder kennenzulernen – ein Privileg der Oberschicht.
🧳 Die Entstehung des Begriffs „Tourismus“
Der Ausdruck „Tourismus“ in der heute bekannten Form entstand deutlich später. Die früheste belegte Verwendung des Wortes „Tourismus“ datiert auf das frühe 19. Jahrhundert. Im Deutschen tauchte es etwa um 1800 bis 1820 erstmals auf – zunächst in literarischen oder akademischen Kontexten.

Abgeleitet vom französischen „tourisme“ bezeichnete der Begriff zunächst allgemein Reisen aus privaten Motiven, im Unterschied zu beruflichen oder religiösen Reisen. Er wurde schnell zum Oberbegriff für verschiedene Formen des Reisens, insbesondere Erholungs-, Bildungs- und Entdeckungsreisen.
🚂 Industrialisierung und Aufstieg des Tourismus
Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, dem Ausbau von Eisenbahnnetzen und zunehmender Mobilität nahm auch der Tourismus in einem neuen Ausmaß Fahrt auf. Was früher nur Adel und wohlhabende Bürger leisten konnten, wurde für breitere Bevölkerungsschichten zugänglich.

In dieser Phase entwickelte sich auch die Tourismuswirtschaft: Reisebüros wie Thomas Cook & Son organisierten erstmals Pauschalreisen. Hotels, Reiseleitungen und Infrastruktur wurden ausgebaut – der Begriff „Tourismus“ bekam damit eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Dimension.
Die Welttourismusorganisation (WTO) definiert Tourismus folgendermaßen:
„Aktivitäten einer Person, die für weniger als einen bestimmten Zeitraum an einen Ort außerhalb ihrer gewöhnlichen Umgebung reist, wobei der Hauptreisezweck ein anderer ist als die Ausübung einer Tätigkeit, die vom besuchten Ort aus vergütet wird.
Kaspar Claude ein berühmter Schweizer Forscher, Lehrer und Praktiker im Bereich Tourismus- und Verkehrswirtschaftslehre definierte den Tourismus wie folgt:
„Tourismus ist die Gesamtheit der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus der Reise und dem Aufenthalt von Personen ergeben, für die der Aufenthaltsort weder hauptsächlicher und dauernder Wohn- noch Arbeitsort ist“
Bei der Definition des Begriffes Tourismus, kann auch von der Motivation des Touristen, sowie äußere Ursachen und Einwirkung ausgegangen werden. Hier kann die Bezeichnung z.B. in Erholungstourismus, kulturorientierter Tourismus, gesellschaftsorientierter Tourismus, Sporttourismus, wirtschaftorientierter- und politikorientierter Tourismus unterschieden, sowie dessen Herkunft, der Anzahl an Teilnehmern, Alter, Dauer, Jahreszeit, Verkehrsmittel und Beherbergung.
Es gibt viele unterschiedliche Definitionen von Tourismus, allerdings keine allgemein gültige und akzeptierte Definition.
Nach meinem Empfinden ist der Tourist, ein gern gesehener Gast, welcher sich über die kulturellen-, sozialen- und ökologischen Unterschiede der besuchten Region erfreut. Dies sind die Faktoren, welche ein Urlaub zu einem unvergesslichen Erlebnis machen, Die Erfahrungen werden gerne seinen Freunden und Bekannten weitererzählt und empfohlen.
🌍 Tourismus heute: Mehr als nur Reisen
Heute umfasst der Begriff „Tourismus“ eine Vielzahl an Reiseformen:
- Massentourismus (z. B. Strandurlaub, Städtereisen)
- Ökotourismus und nachhaltiger Tourismus
- Abenteuertourismus
- Kulturtourismus
- Gesundheitstourismus
In internationalen Zusammenhängen wird oft auf Definitionen der UNWTO (United Nations World Tourism Organization) verwiesen, laut der Tourismus alle Aktivitäten umfasst, bei denen Menschen ihren gewohnten Aufenthaltsort für mehr als 24 Stunden verlassen und dabei keinen dauerhaften Wohnsitz anstreben.
🗺️ Die Entwicklung des modernen Tourismus: Wendepunkte einer Bewegung
Der Tourismus, wie wir ihn heute kennen, ist das Ergebnis vieler historischer Etappen. Schon im antiken Griechenland und Rom reisten Menschen zu den Olympischen Spielen oder Heiligtümern – frühe Vorformen religiöser und kultureller Reisen. Einen tiefgreifenden Wandel brachte das 19. Jahrhundert: Mit Eisenbahn, Dampfschiff und später dem Automobil wurde das Reisen für breitere Bevölkerungsschichten möglich. Die Nachkriegszeit im 20. Jahrhundert ermöglichte mit wachsendem Wohlstand, Urlaubsanspruch und Flugreisen den Aufstieg des internationalen Tourismus – erstmals wurde „Reisen für alle“ Realität.
🌿 Tourismus im Wandel: Nachhaltigkeit als neue Leitidee
Im 21. Jahrhundert steht der Tourismus vor neuen Herausforderungen – vor allem ökologische und soziale Fragen rücken in den Vordergrund. Nachhaltiger Tourismus versucht, negative Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft zu minimieren und gleichzeitig ökonomisch tragfähig zu bleiben. Klimafreundliche Mobilität, regionale Wertschöpfung, sanfter Naturtourismus oder soziale Verantwortung in Reisedestinationen sind heute zentrale Aspekte. Immer mehr Reisende entscheiden sich bewusst für „grüne“ Alternativen den Nachhaltigen Tourismus – ein Trend, der sich auch durch politische Initiativen wie die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) verstärkt.

✅ Vorteile des nachhaltigen Tourismus
- Umweltschutz:
Schonung natürlicher Ressourcen, Erhalt von Biodiversität und Reduktion von Emissionen durch klimafreundliche Mobilität und Infrastruktur. - Regionale Wertschöpfung:
Förderung lokaler Betriebe, Produzent:innen und Handwerker:innen – mehr Einkommen bleibt in der Region. - Kulturelle Authentizität:
Erhalt regionaler Traditionen, Handwerk und Lebensweisen durch respektvollen Austausch mit Gästen. - Soziale Gerechtigkeit:
Faire Arbeitsbedingungen im Tourismus, Partizipation der lokalen Bevölkerung und Vermeidung von Verdrängungseffekten. - Langfristige Lebensqualität:
Tourismus wird so gestaltet, dass er auch zukünftigen Generationen Vorteile bringt – für Gäste wie Einheimische.
🌐 Digitalisierung und Tourismus: Reisen im Zeitalter von Apps und Algorithmen
Digitale Technologien haben die Tourismusbranche revolutioniert. Plattformen wie Booking.com, Airbnb oder Google Maps ermöglichen individuelle Planung, automatisierte Buchung und Echtzeitinformationen. Gleichzeitig verändert Social Media die Wahrnehmung von Reisezielen: Instagrammable Spots, Influencer-Empfehlungen und Hashtags entscheiden oft darüber, wohin die Reise geht. Die Digitalisierung bringt aber auch Herausforderungen wie Datenabhängigkeit, Preisdruck und einen wachsenden Wettbewerb zwischen klassischen Tourismusbetrieben und Plattformanbietern mit sich.
🧑🤝🧑 Tourismus und Gesellschaft: Zwischen Begegnung und Belastung
Tourismus verbindet Menschen, Kulturen und Länder. Reisen fördert den interkulturellen Dialog und kann gegenseitiges Verständnis stärken. Gleichzeitig bringt die wachsende Zahl an Tourist:innen auch Belastungen mit sich: Gentrifizierung, steigende Mietpreise in touristischen Hotspots oder kulturelle Überformung sind reale Probleme. Der Begriff „Overtourism“ beschreibt diese Entwicklung – wenn Orte wie Venedig, Barcelona oder Hallstatt durch zu viele Besucher:innen aus dem Gleichgewicht geraten. Eine ausgewogene Tourismusplanung ist daher zentral.
📊 Wirtschaftsfaktor Tourismus: Zahlen, die bewegen
Tourismus zählt zu den bedeutendsten Wirtschaftszweigen weltweit. Laut Welttourismusorganisation (UNWTO) trägt er rund 10 % zur globalen Wirtschaftsleistung bei. Länder wie Frankreich, Spanien oder Thailand verzeichnen jährlich über 30 Millionen internationale Gäste. In vielen Regionen – auch in Österreich – sichert Tourismus hunderttausende Arbeitsplätze und regionale Wertschöpfung. Gleichzeitig zeigen Krisen wie die COVID-19-Pandemie, wie anfällig der Sektor ist: Reisebeschränkungen führten 2020 weltweit zu einem Rückgang des internationalen Tourismus um über 70 %. Die Erholung verläuft seither unterschiedlich schnell – mit zunehmendem Fokus auf Qualität statt Quantität.
🎥 Tourismus erleben: Dokumentationen & Medienempfehlungen
Um die Geschichte und Entwicklung des Tourismus visuell zu vertiefen, lohnen sich folgende Formate:
- „Wie alles begann – Die Geschichte des Reisens“ (Arte): Eine Doku über frühe Formen des Reisens von Pilgern, Händlern und Abenteurern.
- „Overtourism – Wenn Urlaub die Welt zerstört“ (ZDFinfo): Kritische Auseinandersetzung mit Massentourismus.
- YouTube-Reihe „Tourismus der Zukunft“: Interviews mit Fachleuten, Trends zu nachhaltigem Reisen und Digitalisierung.
Solche Medien können als ergänzender Content in Unterricht, Workshops oder auf touristischen Webseiten verwendet werden – ideal, um das Thema anschaulich zu vermitteln.
🧠 Fazit: Ein Begriff mit Geschichte – und Zukunft
Der Begriff „Tourismus“ ist heute fester Bestandteil unseres Alltags, unserer Wirtschaft und unserer Kultur. Doch er ist mehr als ein bloßes Wort – er steht für ein Phänomen, das sich aus sprachlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen herausgebildet hat. Vom lateinischen „tornare“ bis zum digitalen Nomadentum – die Geschichte des Tourismus ist eine Geschichte der Bewegung, des Austauschs und des Wandels.
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Mein Name ist Philipp Walz und als Redakteur bei nachhaltigertourismus.at beschäftige ich mich leidenschaftlich mit nachhaltigem Reisen und bewusstem Tourismus. Schon früh entdeckte ich die Faszination des Reisens, erkannte aber rasch, dass herkömmlicher Tourismus oft tiefe Spuren in unserer Umwelt und Kultur hinterlässt. Aus diesem Grund entschied ich mich dazu, Reisen und Nachhaltigkeit aktiv miteinander zu verbinden. Nachhaltiges Reisen bedeutet für mich, nicht nur neue Orte zu entdecken, sondern diese bewusst zu erleben, lokale Kulturen zu respektieren und gleichzeitig meinen ökologischen Fußabdruck zu minimieren. Jeder nachhaltige Urlaub erweitert meinen Horizont und schenkt mir tiefe Einblicke in authentische Lebensweisen, die mir sonst verborgen geblieben wären. Die Begegnungen mit Menschen vor Ort lehren mich Bescheidenheit, Offenheit und vor allem Respekt gegenüber unserer Umwelt. Durch nachhaltiges Reisen gewinne ich wertvolle Lebenserfahrungen: Ich lerne, langsamer und bewusster zu leben, erfahre Achtsamkeit im Umgang mit Ressourcen und entwickle eine tiefere Verbindung zur Natur und zur Gemeinschaft. Diese Art des Reisens bereichert nicht nur mich persönlich, sondern trägt auch dazu bei, wunderschöne Orte und Kulturen für zukünftige Generationen zu bewahren. Ich empfehle jedem, nachhaltiges Reisen mindestens einmal auszuprobieren, um selbst zu erleben, wie erfüllend es ist, Teil eines verantwortungsvollen und bewussten Tourismus zu sein. Denn nachhaltiges Reisen bedeutet nicht Verzicht, sondern vielmehr eine bereichernde, authentische Erfahrung, die das eigene Leben nachhaltig positiv verändert.